Synchronizität – was ist das und wie mache ich das?
Umgangssprachlich bezeichnen wir mit „Synchronizität“ das Phänomen, dass alles in unserem Leben ganz einfach klappt und uns schöne Dinge passieren – scheinbar „einfach so“. Ich nenne es „durch’s Leben surfen“. Manche meinen damit auch „im Fluss“ sein oder „im Einklang sein“.
Ursprünglich geht der Begriff „Synchronizität“ auf Carl Gustav Jung zurück. Er meinte damit Ereignisse, die gleichzeitig stattfinden, aber nicht durch Ursache und Wirkung miteinander verbunden sind. Wir nehmen etwas als miteinander verbunden oder aufeinander bezogen wahr, obwohl es (scheinbar) nicht ursächlich miteinander verknüpft ist. Also zum Beispiel gute Laune und dann finde ich scheinbar zufällig auch noch genau die Bluse, die ich mir schon immer gewünscht habe – eventuell ist sie sogar gerade heruntergesetzt.
Es geht um ein inneres Ereignis (eine Emotion, eine Idee, einen Traum oder ähnliches) und ein äußeres, physisches Ereignis, welches eine körperliche manifestierte Spiegelung oder Entsprechung des inneren Zustandes darstellt.
Vereinfacht ausgedrückt: Wenn ich glücklich bin und mir daher etwas Schönes für mich kaufe, ist dies ein Ursache-Wirkungs-Zusammenhang. Wenn ich glücklich bin und mir jemand etwas Schönes schenkt, dann ist dies Synchronizität – ich habe das Geschenk ja nicht verursacht.
Ich definiere Synchronizität ähnlich – aber nicht genau gleich: Synchronizität ist der Spiegel meines Innerem im Außen. Wenn ich glücklich bin, passieren mir häufiger schöne Dinge, als wenn ich unglücklich bin. Das ist sicher (noch) nicht wissenschaftlich bewiesen, aber es ist eine Wahrnehmung, die viele von uns haben. Wenn ich verliebt bin, bekomme ich größeres Interesse vom anderen Geschlecht, als wenn ich nicht verliebt bin oder sogar deprimiert in Bezug auf meine Beziehungssituation. Kennen Sie das?
Ich behaupte, es gibt doch einen Kausalzusammenhang zwischen meinem inneren Zustand und synchronen Ereignissen – allerdings einen, der uns nicht bewusst ist. An der Oberfläche scheinen die Ereignisse nicht verbunden. Ich habe im Grunde nichts getan, um für das schöne Ereignis zu sorgen (außer in einer guten Stimmung zu sein). Aber es passiert trotzdem und das ist in meinen Augen kein Zufall und keine Magie.
Es hängt in meinen Augen damit zusammen, dass die Welt im Außen, die wir wahrnehmen, eigentlich gar nicht „im Außen“ ist. Alles, was ich wahrnehme und erlebe, entsteht in meinem Inneren. Es ist nicht nur von vergangenen Erfahrungen gefiltert – es ist tatsächlich eine Konstruktion – eine Simulation. Wenn ich das erste Mal eine Kuh sehe, dann nehme ich sie noch sehr detailliert wahr. Beim nächsten Mal schon nehme ich keine Kuh mehr wahr. Mein Wahrnehmungssystem registriert für einen kurzem Moment eine Kuh im Außen. Im nächsten Sekundenbruchteil wird diese Wahrnehmung von Informationen im Außen ersetzt durch die Erinnerung an Kühe, die ich früher wahrgenommen habe. Ich bewege mich auf diese Weise jeden Tag durch eine simulierte Welt. Ein Mini-Bruchteil besteht aus Informationen aus dem Außen. Der größte Teil wird ergänzt – erfunden – aus meinem Gedächtnis – aus meinen Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ein Baum ist niemals nur ein Baum. Der wahrgenommene Baum enthält immer sämtliche Erfahrungen, die ich mit Bäumen gemacht habe.
Die Bluse finde ich nach dieser Sichtweise deshalb eher, wenn ich mich in einem Zustand der Freude befinde, weil ich nur dann offen genug bin, um das im Außen zu sehen, was ich mir wünsche. In einem negativen Zustand bin ich so mit mir selber beschäftigt, dass ich das Außen weniger gut wahrnehme. Und all das, was ich tatsächlich wahrnehme, ist negativ eingefärbt. Unter Umständen sehe ich die Bluse – aber sie gefällt mir nicht. Auch Geschenke zu bekommen ist wahrscheinlicher, wenn ich in einem freudigen Zustand bin. Andere Menschen kommen dann eher auf die Idee. Und ich bin auch leichter fähig, ein Geschenk anzunehmen.
Wenn es so ist, dass ich gar nicht das objekive äußere Geschehen warnehme, sondern wenn ich in einer Art Simulation lebe – und dafür gibt es inzwischen wissenschaftliche Belege – dann ist Synchronizität ein völlig normales Phänomen. Das Außen muss mein Inneres spiegeln, es kann gar nicht anders – mein wahrgenommenes Außen ist ja gar nicht das „wirkliche“ Außen, sondern zusammengebaut aus meinem inneren Zustand.
Ja dann – dann sollte ich das doch nutzen können – um Synchronizität zu erzeugen?! So ähnlich wie beim verliebt sein – wo ich mich vor Komplimenten nicht retten kann?!
Dies geht tatsächlich und es gar nicht so schwer. Es ist wie eine Bestellung ans Universum, wobei die Bestellung nicht eigentlich ans Universum geht, sondern an mich selber (was in meinen Augen viel praktischer ist, denn nach meiner Erfahrung bin ich selbst viel zuverlässiger im Abarbeiten meiner Bestellungen als das Universum).
Wie also stelle ich Synchronizität her? Die gute Nachricht ist: Es ist sehr sehr einfach. Die schlechte Nachricht ist: Es ist so einfach, weil ich es schon die ganze Zeit tue. Allerdings befinde ich mich oft in negativen Zuständen und dadurch erzeuge ich eine Art negative Synchronizität. Mein Inneres spiegelt sich im Außen. Im Alltag befinde ich mich oft in einem relativ grauen Alltagstrott. Dadurch sind viele meiner Tage grau – und sehr sehr langweilig. Wenn ich Schlechtes erwarte, dann passiert das auch (dazu gibt es auch wissenschaftliche Belege). Ich traue mir etwas nicht zu? Was passiert dann – Ihrer Meinung nach? Genau. Wieviel Schönes erwarten Sie in Ihrem Leben? Wie oft befinden Sie sich in einem Zustand der Freude, der Zuversicht, des kreativen Flusses, des Einklangs mit sich? Wie oft am Tag ärgern Sie sich, kritisieren Sie sich selbst, sind Sie niedergeschlagen oder energielos, hoffnungslos?
Ich glaube, für die meisten von uns sieht diese Bilanz nicht so schön aus. Was aber tun? Das ist (scheinbar) ein Henne-Ei-Problem. Wenn mein Leben grau ist – wie komme ich aus dem grauen Zustand heraus? Ich kann mich doch nicht einfach umschalten?
Im Prinzip kann ich es schon. Aber es erfordert Übung. Und man darf dabei nicht den Fehler machen, das Negative zu verdrängen. Wenn Sie ihre Angst ignorieren, aus Angst, das zu verursachen, wovor Sie sich fürchten, dann geht das nach hinten los. Verdrängte Gefühle beeinflussen das Außen noch viel mehr als bewusst wahrgenommene Gefühle. Also bitte keine Sorge wegen negativen inneren Zuständen. Nehmen Sie das Negative bewusst wahr. Aha – davor habe ich Angst. Aha – ich habe schlechte Laune. Allein dies reduziert das Negative im Außen. Warum? Wenn Sie etwas Negatives bewusst wahrnehmen und zulassen, dann befinden Sie sich nicht mehr in einem negativen Zustand! Dann sind Sie im Zustand das Annehmens. Aha – ich bin gerade stinksauer. Das ist ok. Mag ich jetzt schimpfen? Hmmmm – das wäre völlig in Ordnung. Sie sind zwar zum Teil stinksauer. Aber Sie sind auch im Einklang mit sich selbst. Ich darf so sein, wie ich bin.
Das ist eine Möglichkeit, positive synchrone Ereignisse in ihrem Leben zu erhöhen: Das Negative wahrnehmen – und zulassen. Da alles in uns schreit, genau dies nicht zu tun, ist das gar nicht so einfach und erfordert Übung. Wenn Sie das Thema interessiert, empfehle ich den kurzen Workshop „Die innere Haltung des Annehmens„. Oder immer wieder tun. Hoppla – ich bin schlecht drauf. Das ist ok! Je öfter Sie dies tun, desto öfter sind Sie im Einklang mit sich selbst. Wenn Sie sich bewusst darauf einlassen, dass Sie gerade stinksauer sind, dann verschwindet das Stinksauer-Gefühl schneller, als wenn Sie sich nicht bewusst darauf einlassen. Das Einlassen – das bewusste Wahrnehmen – ist ein positiver Zustand. Und das erhöht die positive Synchronizität.
Ein etwas einfachere Übung ist das folgende: Versuchen Sie zu merken, wenn Sie in einem inneren Zustand sind, der Ihnen gefällt. Wenn Sie sich so richtig freuen, wenn Sie sich so richtig wohl- oder geborgen fühlen. Wenn Sie überfließen vor Liebe. Oder wenn Sie das Gefühl haben, frei zu sein – oder wenn Sie genau das haben, was Sie haben möchten oder der Tag einfach perfekt ist. Wenn Sie merken, dass Sie in diesem Zustand sind (und auch das muss man üben) – dann halten Sie einen Moment inne. Nehmen Sie einen tiefen Atemzug und treffen die bewusste Entscheidung: „Das ist genau das, was ich haben möchte. That’s it! Mehr davon. Genau das.“ Wählen Sie eine Formulierung, die Ihnen gefällt. Sie können sich auch vorstellen, dass Sie einen Knopf drücken. Wie die Wahltaste einer Süßigkeitenmaschine. Das will ich! Genau das!
Wenn Sie dieses Innehalten – Atmen – bewusst Wählen tun, dann sind Sie für einen Moment ganz bei sich. Sie stecken nicht in einem Muster und sind nicht von erlittenen Verletzungen beeinflusst. Sie senden eine klare Botschaft an Ihr Unbewusstest: Das will ich. Da soll es lang gehen. Und diese Botschaft wird ankommen und gespeichert bleiben. Sie wird alle Ihre zukünftigen Handlungen beeinflussen und Ihre Wahrnehmung einfärben (die wie gesagt eine Simulation ist).
Beginnen Sie zu begreifen? Wenn ich in einer Simulation des Außen lebe – dann kann ich diese Simulation ganz bewusst ändern. Ich programmiere mich selbst – ich gestalte mein Inneres – und dadurch mein Äußeres.
Was dem vollkommenen Glück im Wege steht, sind erlittene Verletzungen und andere unangenehme Dinge (siehe Artikelserie „Das Leben in die eigene Hand nehmen„). Aber Sie können Ihr Inneres – Schritt für Schritt – so ändern, dass es endlich dem entspricht, wie Sie leben möchten. Ein Teil ist das bewusste Wahrnehmen Ihrer negativen Anteile. Ein weiterer die bewusste Wahl: Diesen inneren Zustand möchte ich wieder haben.
Probieren Sie – vor allem die bewusste Wahl – regelmäßig aus. Sie bringen sich damit selber bei, wie es geht. Und das fängt sehr schnell an, so richtig Spaß zu machen.
Sie wünschen sich ein Schwimmbad? Oder mehr Geld? Einen Ferrari? Geht das auch mit dieser „Synchronizität“? Mit diesem Thema werden wir uns im nächsten Kapitel dieser Artikelserie beschäftigen.
Tags:Achtsamkeitsübung, Annehmen
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