Steuere ich mein Leben? Oder steuert mein Leben mich?

Steuere ich mein Leben? Oder steuert mein Leben mich?

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer in Ihrem Leben die Kontrolle hat? Sie selbst? Oder jemand oder etwas anderes? Wenn mein Leben ein Auto wäre – sitze ich am Steuer? Oder sitze ich auf dem Beifahrersitz? Oder liege ich ev. sogar gefesselt und geknebelt im Kofferraum?

Die meisten von uns sind nur einen Teil ihres Tages „hinter dem Steuer“, d.h. treffen ganz bewusst Entscheidungen für sich und für ihr Leben. Regelmäßig – mal mehr, mal weniger – lassen wir – ganz unbewusst – zu, dass jemand oder etwas anderes, „das Ruder übernimmt“. Was ist das?
Kennen Sie das – Sie möchten eine ungeliebte Gewohnheit ablegen oder etwas anders machen – und aus irgendeinem Grund ist das schwer? Gegen wen kämpfe ich an dieser Stelle?

Ich möchte das so beschreiben: Stellen Sie sich vor, Ihr Verstand ist ein großer Computer. Und jedesmal, wenn Sie etwas tun möchten, schreiben Sie ein kleines Programm, das Ihnen bei der Arbeit hilft. Wir haben zahllose solcher Programme. Eins für’s Autofahren. Eins für das Planen und Durchführen einer Wanderung am Wochenende. Eins für’s Mittagessen-Kochen. Eins für die morgendliche Routine im Bad. Ad infinitum. Ich muss nicht mehr nachdenken – sobald mein kleines Programm geschrieben und installiert ist, übernimmt es einen Teil der Arbeit.

Wenn wir auf die Welt kommen, sind wir mit einer ganzen Reihe von Vorlagen für solche Programme ausgestattet. Zum Beispiel auch für Notlagen – Schocks und Traumata. Ich muss diese Vorlage dann nur noch auf mich und die Situation zuschneiden – und voila, ich habe ein Überlebensprogramm. Bei einem Autounfall z.B. ermöglich mir das Programm, in der Gefahrensituation möglichst gut zurecht zu kommen und später nicht so sehr unter dem erlebten Schock zu leiden.

Die Programme – die alltäglichen und die Notfall-Programm – erleichtern mir das Leben. Es gibt drei Probleme:

  • Wir löschen nur selten ein Programm. Es erhält ein Eigenleben und macht immer weiter – auch dann, wenn es sich überholt hat. Viele Notfall-Programme, die wir als Zwei-Jährige installiert haben, haben sich inzwischen überholt und übernehmen ab und zu das Kommando.
  • Der Vorgang des Programm-Schreibens läuft ganz oft unbewusst ab. Das ist bis zu einem gewissen Grad hilfreich, da ich sehr sehr viele kleine Hilfsprogramme brauche. Aber mitunter gestalte ich dadurch die Programm nicht so, dass sie mir optimal dienlich sind.
  • Äußere Einflüsse können relativ leicht in meinen „Computer“ eingeschleust werden. Werbebotschaften, Erziehung durch die Eltern, kulturelle Einflüsse, bewusste und unbewusste Manipulationen von Kollegen, Freuden, Familie und Fremden – all dies ist vergleichbar mit einem kleinen Programm, das ab dem Zeitpunkt des Einschleusens in meinem „Computer“ sein Unwesen treibt. Manchmal mit meiner Erlaubnis, aber in den meisten Fällen ohne mein bewusstes ok.

Immer dann, wenn ich keine bewusste Entscheidung treffe, wenn ich sozusagen im Halbschlaf durch meinen Alltag laufe, dann übernimmt ein kleines Programm die Kontrolle. Beim Zähneputzen am Morgen ist das hilfreich. Aber wenn ich in einem Gespräch „ja“ sage (obwohl ich „nein“ sagen wollen würde), wenn ich zur Zigarette greife (obwohl ich damit aufhören wollte) oder wenn ich immer wieder vergesse, etwas zu tun, das ich mir vorgenommen habe – dann habe ich es mit einem kleinen „Schadprogramm“ in meinem System zu tun.

Andere Worte für diese kleinen Programme sind: Muster, Gewohnheit, Aspekt. Wer steuert also mein Leben? Ich selbst? Oder Gewohnheiten und Muster – eben diese kleinen Hilfsprogramme? Und wie übernehme ich das Steuer?

Im Grunde ist es einfach: Wenn ich im Moment bewusst bin – und eine bewusste Entscheidung treffe – dann sitze ich selbst hinter dem Steuer. Das Problem dabei: Das beizubehalten. Aber die gute Nachricht ist: Ich kann das trainieren. Je öfter ich mich jeden Tag frage: Warum um Himmels Willen mache ich das gerade??! Mache ich das, weil *ich* das so entschieden habe? Oder folge ich gerade einem alten Muster? Desto bewusster werde ich mir. Nicht aus allen alten Mustern kann man einfach so aussteigen. Aber wenn ich anfange, die vielen kleinen unbewussten Muster zu sehen – und mir antrainiere, regelmäßig ganz bewusst zu entscheiden, was ich tun möchte – desto öfter steuere ich mein Leben selbst. Und nur wenn ich mein Leben selbst steuere, komme ich dahin, wo ich sein möchte – und nur dann kann ich die Fahrt wirklich genießen.

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