Stress abbauen in der Arbeit – Drei grundlegende Lösungen
Freuen Sie sich am Morgen auf Ihren Arbeitstag? Fühlen Sie sich nach der Arbeit voller Energie oder sind Sie so erschöpft, dass Sie Ihre Freizeit nicht richtig genießen können? Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, das Handy aus dem Fenster zu werfen, wenn es noch einmal klingelt (oder gleich den gesamten Computer)?
Dann wird es Zeit, mit Stress abbauen zu beginnen.
Eigentlich ist unsere Arbeit dazu da, uns zu erfüllen, uns zu verwirklichen, unsere Kreativität und unser Potential auszuleben (ja – ok ok – und unser Bankkonto aufzufüllen). Wenn die Arbeit das nicht macht, wenn wir jeden Tag großen Druck aushalten müssen, wenn wir ein umfangreiches Arbeitspensum abzuarbeiten haben, wenn uns bei der Arbeit eine große Anzahl von Unterbrechungen das Leben schwer machen (Emails, spontane Wünsche von Kollegen oder Chefs), wenn wir große Verantwortung haben (und dabei ev. wenig Handlungsspielraum) und wenn wir von Deadlines gehetzt werden, dann kann es sein, dass von der Freude nicht mehr viel übrig bleibt und wir uns gestresst fühlen.
Dieser Artikel möchte Ihnen drei wichtige Ursachen für Stress bewusst machen und Sie anregen, mit dem Stress abbauen anzufangen, das Problem an der Wurzel zu lösen. Auf Dauer kann mir Stress in der Arbeit sehr zusetzen – emotional und körperlich. Es gibt Lösungen für das Stress abbauen die tiefgreifend und dauerhaft wirken. Alles, was es braucht, ist der Entschluss: Ich kann das beenden, ich kann dafür sorgen, dass es mir wieder gut geht.
Bin ich gestresst?
Wenn wir kurz innehalten und uns einen Moment Zeit nehmen, um unsere Situation in der Arbeit zu betrachten und wie wir uns dabei fühlen, dann können wir sehr gut selbst beurteilen: Alles ok – oder: Es ist zu viel, ich muss Stress abbauen.
Folgende Fragen können Ihnen bei der Beurteilung helfen, wie gestresst Sie sind.
- Ich fühle mich große Teile des Tages unter Druck.
- Ich kann abends nicht entspannen, weil mir Gedanken durch den Kopf gehen.
- Ich schlafe schlecht.
- Ich empfinde weniger Freude als früher.
- Ich kann mich zu Dingen, die mir sonst Spaß machen, nur schwer aufraffen.
- Meine Arbeit ist mir momentan zu viel.
- Ich habe öfter schlechte Laune als sonst.
- Manchmal kreisen mir Gedanken im Kopf und dieses Kreisen kann ich nicht abstellen.
- Mein Körper ist stärker verspannt als sonst, vor allem im Nackenbereich.
- Im Urlaub brauche ich mehrere Tage, um zur Entspannung zu kommen.
- Wenn ich meine Emails nicht checken kann oder mein Handy, dann werde ich unruhig.
- Ich kann meine Pausen nicht genießen oder traue mich manchmal nicht, Pause zu machen.
- Wenn ich bei der Arbeit von einem Kollegen oder einem Anruf unterbrochen werde, habe ich manchmal das Gefühl, gleich zu explodieren.
- Ich fühle mich nervös oder habe ab und zu unangenehme Körperempfindungen wie Enge in der Brust oder Kehle, Magendrücken, Kopfschmerzen.
Die Liste ist nur ein kleiner Ausschnitt, vermutlich fallen Ihnen selber noch ein paar weitere Dinge ein, die mit Stress zusammenhängen könnten. Nicht alles muss als Ursache Stress in der Arbeit haben – aber wenn Sie die Hälfte der Fragen oder mehr mit „ja“ beantworten, dann könnte es an der Zeit sein, dass Sie etwas für sich tun und Stress abbauen.
Es ist Ihr Leben – wollen Sie es wirklich in einem scheußlichen Zustand verbringen? Die gute Nachricht: Wenn ich unter Stress leide, kann ich das ändern. Die schlechte: Nur ich kann das ändern. Ich muss tatsächlich etwas tun. Aber was?
Stress abbauen – aber wie? Erster Schritt: Drei Ursachen verstehen
Ursachen für Stress sind sehr persönlich. Jeder von uns empfindet andere Dinge als belastend. Trotzdem gibt es einige Faktoren, die für alle von uns dazu führen, dass wir uns gestresst fühlen und Freude und Energie verlieren. Diese drei Faktoren sehen wir uns im Folgenden an. Wenn Sie mit Ihrer Lösungsstrategie (dazu weiter unten mehr) an diesen drei Stellen ansetzen, habe Sie eine gute Chance, mit dem Stress abbauen erfolgreich zu sein.
Ursache 1: Ich bin den Umständen ausgeliefert
„Ich kann keinen Stress abbauen – meine Arbeit ist so wie sie ist. Ich habe einen stressigen Job, das ist halt so. In meiner Arbeit geht es jedem so, das gehört in dieser Firma – in dieser Branche – dazu. Nächste Woche (nächsten Monat, nächstes Jahr…) wird es besser. Wenn ich nicht so viel arbeite, verliere ich meinen Job. Das Leben ist hart. Von nichts kommt nichts.“
Kennen Sie das? Ich wette, zumindest einen Satz dieser Art haben Sie sich zumindest ab und zu schon einmal selber gesagt. Und was machen Sie mit diesen Sätzen? Genau – Sie verurteilen sich selbst zur Hilflosigkeit.
Ja, es gibt Situationen, die sind wirklich schwierig zu verändern oder zu beeinflussen. Aber mit der inneren Haltung „ich kann nichts ändern“ hypnotisieren Sie sich selbst. Auch wenn es Lösungen gibt, würden Sie sie nicht sehen. Ich behaupte ganz frech: Ich kann *immer* etwas ändern. Die Frage ist nicht, ob ich das kann. Die Frage ist, ob ich das will.
Wenn ich die innere Haltung einnehme, dass ich etwas ändern kann – dass ich verantwortlich bin wie mein Leben aussieht – in diesem Moment bin ich (wieder) der Boss. Es geht um die Frage: Lasse ich zu, dass ich Beifahrer bin? Oder übernehme ich das Steuer, das Gaspedal und die Bremse?
Wenn ich das Gefühl habe, ich kann nichts tun, dann ist allein das ein großer Stress-Faktor. Und ja, in vielen Bereichen bin ich tatsächlich recht eingeschränkt. Was mich jedoch noch tiefer in den Schlamassel führt ist, wenn ich das „ich kann nicht“ anfange zu glauben und auf weite Bereiche meines Lebens übertrage.
An wie vielen Stellen in Ihrer Arbeit fühlen Sie sich machtlos? Fühlen Sie sich in Bezug auf Ihren Stress machtlos? Wie vielen Situationen sehen Sie sich gegenüber, bei denen Sie den Eindruck haben, dass Sie sie nicht ändern können? Dass Sie sich auf den Kopf stellen können – Stress abbauen geht nicht?
Wenn Sie Bereiche in Ihrem Job (in Ihrem Leben) haben, in denen Sie sich in Ihrer Handlungsfreiheit (stark) eingeschränkt fühlen, dann haben Sie einen Ihrer Stressfaktoren gefunden. Niemand von uns mag es, unfrei zu sein.
Die gute Nachricht: Zu einem Großteil besteht dieses „unfrei sein“ aus Gefühlen und Glaubensmustern. Und diese kann ich ändern! Sie werden erstaunt sein, wie viel Sie ändern können, wenn Sie einmal damit angefangen haben. Wie Sie die Erkenntnis „ich bin gestresst weil ich in meiner Handlungsfreiheit eingeschränkt bin“ in eine Lösungsstrategie für Stress abbauen umwandeln, erläutere ich weiter unten.
Ursache 2: Mir ist nicht (genug) bewusst, wie es mir geht
Wenn Sie diesen Artikel lesen, dass ist Ihnen gerade sehr bewusst, wie es Ihnen geht. „Mir reicht es – der Stress in der Arbeit muss aufhören – ich werde Stress abbauen.“ Richtig?
Aber betrachten Sie einmal einen normalen Arbeitstag. Wenn Sie unter Druck sind – wie oft vergessen Sie, eine Pause zu machen? Etwas zu essen? Wie oft sagen Sie „ja“, obwohl Sie eigentlich gar keine weitere Aufgabe in Ihr Tagespensum quetschen können? Gibt es Momente, in denen Sie ev. nur wenig oder gar nichts spüren? Verzetteln Sie sich manchmal in Kleinigkeiten, das heißt, verlieren Sie manchmal den Überblick, was gerade wichtig ist? Was *Ihnen* gerade wichtig ist? Verhalten Sie sich manchmal unhöflich oder rutscht Ihnen etwas heraus, was Sie eigentlich gar nicht sagen wollten? Merken Sie, wann ein unangenehmes Gefühl auftaucht (schlechte Laune, Ärger, Anspannung) oder fällt es Ihnen erst auf, wenn es schon sehr groß ist? Haben Sie körperliche Symptome, bei denen Sie den Verdacht haben, sie sind psychosomatisch – wissen aber nicht, womit sie zusammenhängen könnten?
All dies sind Hinweise darauf, dass Sie ab und zu „neben sich stehen“. „Neben sich stehen“ ist ein typisches Symptom, wenn ich unter Druck bin. Ich handele nicht mehr gelassen, ich verliere den Überblick, ich merke nicht – oder erst spät – wenn es mir nicht gut geht.
Wenn ich „neben mir stehe“ dann handele ich nicht mehr nach meinen Wünschen und Zielen. Ich bin im „Automatik-Modus“. In diesem Modus bin ich besonders anfällig für die Manipulation anderer, für gelernte Handlungsmuster und Einflüsse aus dem Außen. Ich funktioniere nur noch – und in den meisten Fällen funktioniere ich auf eine Weise, die ich nicht selber bestimmt habe, sondern die Gesellschaft, meine Umgebung, meine Arbeitskultur vorgeben. In einigen Fällen ist das ok, aber in vielen Fälle handele ich an meinen Bedürfnissen und Wünschen vorbei.
Und genau – natürlich verursacht es Stress, wenn ich an meinen eigenen Bedürfnissen vorbei lebe. Und natürlich kann ich keinen Stress abbauen, wenn mir gar nicht bewusst ist, was ich gerade brauche. Sie sind bereits einen großen Schritt in Richtung der Lösung gegangen – es ist Ihnen bewusst, dass etwas nicht in Ordnung ist und dass eine Änderung gut wäre, dass Sie Stress abbauen möchten. Fatalerweise kann starker Stress in der Arbeit dazu führen, dass ich gar nicht merke, dass es mir schlechter und schlechter geht. Bis mir irgendwann die Energie völlig ausgeht. Sie haben angefangen zu handeln, bevor Ihre Batterie ganz leer ist. Wie Sie diese Lösungsstrategie – noch bewusster mitbekommen, was in mir vor sich geht – noch weiter ausbauen können, erfahren Sie weiter unten.
Ursache 3: Ich setze meine Prioritäten ungünstig
Stress: Ich fühle mich unter Druck, ich habe (zu) viel zu tun, es gibt Umstände, die mich negativ beeinträchtigen. Einmal vorausgesetzt, dass die beiden obigen Ursachen nicht (mehr) auf Sie zutreffen, d.h. dass Sie nicht (mehr) neben sich stehen/genau wissen, was in Ihnen vorgeht und Sie sich oft als Chef der Situation fühlen – was bleibt dann noch zu tun für das Stress abbauen?
Es bleibt etwas, das wir jeden Tag ganz unbewusst tun: Wir setzen unsere Prioritäten ungünstig. Ungünstig in dem Sinne, dass ich Energie verliere und dass ich nicht mein volles Potential ausschöpfe. Was glauben Sie ist der Hauptgrund – warum verliere ich Energie? Warum kann ich nicht auf mein volles Potential zugreifen?
Ich arbeite für andere. Nicht für mich selbst.
Von klein auf lernen wir das: Kümmere Dich zuerst um die anderen, dann kommst Du selbst dran. Alles andere ist egoistisch. Richtig?
Falsch! Wenn ich grundsätzlich zuerst auf die anderen schaue, übersehe ich oft meine eigenen Bedürfnisse. Nur wenn ich selber genug Energie habe, kann ich mich wirklich um andere kümmern. Anders ausgedrückt: Wenn Sie in der Arbeit vorwiegend *Ihren* Job machen (und nicht den von anderen), wenn Sie auf Ihre Bedürfnisse achten und Ihre Energie, wenn Sie berücksichtigen, was Ihnen *Freude* macht und wo Ihre Interessen liegen – nur dann sind Sie wirklich effektiv, kreativ, können überdurchschnittlich (!) gute Beiträge leisten und können dazu beitragen, dass die Arbeit – Ihre und die des Teams – gute Qualität haben wird.
Möchten Sie, „dass alles funktioniert“? Oder möchten Sie Ihre Ziele erreichen, weiterkommen, dabei mitwirken, dass Ihre Firma nicht nur gute Qualität liefert – sondern sogar noch besser wird?
Sich selbst an die erste Stelle setzen ist kein Egoismus. Es ist die einzige Möglichkeit dafür zu sorgen, dass wir alle weiterkommen – und dabei auch noch in guter Stimmung sind (meine Güte, wir könnten sogar glücklich werden).
Meine Prioritäten sinnvoll setzen heißt: Ich mache als erstes, was für mich wichtig ist. Wenn Sie das eine Weile getan haben, werden Sie merken, dass Sie damit automatisch auch für andere bessere Beiträge liefern werden. Sie werden dann irgendwann sogar Energie übrig haben, um auch Dinge für andere zu tun – einfach so, weil es Freude macht.
Neben dem Gefühl der Handlungs-Un-Freiheit und dem Verlieren der Bewusstheit, was nicht gut für mich ist, ist die – gesellschaftlich anerzogene – Haltung, sich erst um den anderen zu kümmern die dritte Ursache, die uns in die Stress-Falle führen kann. Wenn Sie anfangen, sich zuerst um sich selber zu kümmern, dann wird Stress abbauen leichter und leichter.
Wenn ich mir diese drei Ursachen für Stress in der Arbeit ansehe – wie sieht jetzt die Lösung für Stress abbauen aus?
Stress abbauen – aber wie? Zweiter Schritt: Drei Lösungen umsetzen
Souveränität
Ich behaupte ganz frech, dass in vielen Situationen, in denen wir uns eingeschränkt oder gar handlungsunfähig fühlen, die Unfreiheit gar nicht so groß ist, wie gedacht. Machen Sie einmal folgendes Gedankenexperiment: Sie sind ein Gefangener und wollen fliehen. Welche Einstellung hilft Ihnen mehr: „Ich kann hier nicht raus.“ Oder: „Es gibt etwas, das ich tun kann. Ich weiß zwar noch nicht was – aber ich werde es herausfinden.“
Wenn Sie als Arbeitshypothese grundsätzlich annehmen, dass Sie etwas tun können, dann sind Ihre Chancen, etwas für sich zum Positiven zu ändern, sehr viel größer. Und Sie entdecken alle mentalen Fallen in denen Sie fälschlicherweise davon ausgehen, nichts tun zu können – obwohl das gar nicht stimmt.
Ich schlage Ihnen folgende Übung vor: Notieren Sie einmal alle Sätze, in denen „ich muss“ und „ich soll“ vorkommt. Die Sätze, die sie sich im Laufe einer Woche öfter sagen. Nehmen Sie sich ein wenig Zeit und machen Sie die Liste so komplett wie möglich. Dann sehen Sie sich jeden einzelnen Satz an. Schreiben Sie ihn um: „Ich muss mich gesund ernähren“ wird „Ich will mich gesund ernähren.“ Und dann fragen Sie sich: Will ich das wirklich? Ist das meine Entscheidung? Oder folge ich einem unbewussten Programm?
„Ich muss diesen Bericht bis zum x.x. fertig machen“ – „Ich will diesen Bericht…“. Will ich wirklich? Wenn ich tatsächlich nicht will, ich es aber trotzdem nicht schaffe, es zu lassen, dann fragen Sie sich: „Was zwingt mich dazu?“. „Ich will meinen Job nicht verlieren.“ Aha – hiermit sind wir dann am tatsächlichen „wollen“ angelangt. Die nächste Frage lautet dann: Wie groß ist die Gefahr, dass das eintritt, was ich nicht möchte? Es könnte z.B. auch sein: Einen Kollegen nicht ärgern, eine Beförderung bekommen, keinen Tadel bekommen u.ä. Machen Sie sich wirklich bewusst, warum Sie die Dinge tun, die auf Ihrer „muss“ Liste stehen.
Merken Sie etwas? Sie haben die Wahl. Sie tun alles aus guten Gründen. Sobald Sie den guten Grund erkannt haben, können Sie sich entscheiden: Möchte ich das so weitermachen? Oder kann ich hier etwas ändern? Sie sind einen großen Schritt weiter im Projekt Stress abbauen!
Die „ich muss“ Übung ist ein guter Anfang, um mehr Souveränität zu bekommen. Denn das ist das Ziel: Nicht mehr Beifahrer im eigenen Leben zu sein, sondern bewusst zu wählen. Souveränität – d.h. mehr und mehr Handlungsfreiheit – zu bekommen ist Übungssache. Unser Gehirn ist in vielen Teilen darauf trainiert, gelernte Handlungsmuster auszuführen (v.a. auch in Stress-Situationen). Das zu erkennen und stattdessen bewusst zu handeln, bewusst Entscheidungen zu treffen – das kann eine Zeit dauern. Der Schlüssel: Seien Sie geduldig und bleiben Sie dran. Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um zu reflektieren: Wo fühle ich mich als Opfer der Umstände? Bin ich wirklich handlungsunfähig? Oder kann ich Gründe entdecken, warum ein Teil von mir genauso handeln *will* wie ich handele. Kann ich das auch anders machen? Wie?
Bewusstheit
Die Übung aus dem vorherigen Absatz führt bereits zu mehr Bewusstheit. Ich erkenne, wo ich Muster erfülle – und wo ich tatsächlich der Chef in meinem Leben bin. Bewusstheit ist nicht nur wichtig für Handlungsfreiheit, es ist insgesamt wichtig, um zu merken, ob ich gerade auf dem richtigen Weg bin. Arbeite ich gerade für mich? Oder für andere/für eine Konvention/für etwas, das ich so gelernt habe, das sich aber überholt hat.
Wenn wir gestresst sind, verlieren wir oft das Gefühl dafür, was wir brauchen und was uns gut tut. Das ist fatal, denn so verlieren wir noch mehr Energie. Tiere gönnen sich nach Stress Situationen eine Pause. Wir Menschen geraten in einen Stress-Sog: Statt eine Pause zu machen, stürzen wir uns gleich in die nächste Stress-Situation (Sie stürzen nicht selbst, sondern werden gestürzt? Lesen Sie noch einmal den Absatz über Souveränität durch). Für das Stress abbauen ist das natürlich Gift.
Wir müssen uns beibringen, auf uns zu achten – mitzubekommen, was in uns und um uns herum vor sich geht. Nur so können wir dafür sorgen, dass wir ausreichend Energie haben und auf all unsere Ressourcen zurücktreifen zu können (Intelligenz, Kreativität, körperliche Kraft, Abwehr gegen Krankheiten – um nur einige zu nennen), um einen anspruchsvollen (Arbeits-) Tag zu meistern.
Dieses „auf mich achten“ oder „mitbekommen, was – wirklich – vor sich geht – in mir und um mich herum“ wird auch als „Achtsamkeit“ bezeichnet. Bewusstheit ist mir lieber, denn es beschreibt besser, worum es geht: Bin ich tatsächlich wach in meinem Leben? Oder verbringe ich Teile wie ein Schlafwandler – nur halb bewusst, was gerade passiert?
Wenn Sie trainieren, bewusster zu werden, merken Sie – manchmal mit Schrecken – wie viel Sie früher verpasst haben.
Wie werde ich bewusster? Das Lesen von diesem Abschnitt hat Sie vermutlich bereits sehr hellwach gemacht. Jetzt gilt es, das so oft wie möglich beizubehalten. Eine einfache Übung dazu ist es, sich regelmäßig zu fragen: Wie fühle ich mich gerade (diese Übung ist hier beschrieben). Eine andere Möglichkeit ist es, Tagebuch zu führen und regelmäßig zu reflektieren: Wie habe ich mich heute gefühlt? Was waren die Auslöser dafür? Habe ich gemacht, was *ich* möchte? Oder habe ich für andere/für alte Muster und Programme gearbeitet? Da es Ihnen um das Stress abbauen in der Arbeit geht, können Sie auch folgendes ausprobieren: Jedes Mal wenn Sie den Impuls haben, eine E-Mail zu checken, dann halten Sie kurz inne und fragen sich: Bin ich gerade gestresst? Ja viel – ja ein bisschen – nein. Wenn Sie nicht viel mit Emails zu tun haben, dann nehmen Sie etwas anderes, das häufig in Ihrem Arbeitsalltag vorkommt. Das Ziel ist es, dass Sie Routine darin entwickeln mitzubekommen, wann und wie sehr Sie gestresst sind. Das alleine wird Ihnen viele Fragen in Bezug auf das „warum“ beantworten – und nach einer Weile werden Sie anfangen, Lösungsmöglichkeiten zu sehen – das Stress abbauen wird immer schneller gehen.
Ein regelmäßiges Achtsamkeits- oder Mindfulness-Training hilft natürlich auch. Wichtig ist: Anfangen – Geduld haben – dabei bleiben.
Auf mich selber achten
Das ist vielleicht die schwerste Übung von allen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie den Absatz über „richtige Prioritäten“ mit Misstrauen oder vielleicht sogar Unglauben gelesen haben. Wenn ich mich um mich selbst kümmere, dann bin ich egoistisch. Das ist so tief in vielen von uns verwurzelt, dass es schwer ist, sich genauer anzusehen, was da tatsächlich vor sich geht.
Ich schlage Ihnen folgendes vor: Machen Sie sich eine Liste von den fünf Dingen, die Sie am meisten stressen. Dann überlegen Sie sich: Was könnte ich daran ändern? Was müsste geschehen, damit diese Punkte weniger stressig für mich sind? Was brauche ich dafür? Wie kann ich mir das geben? Wen muss ich davon überzeugen, mir das zu geben?
Der erste wichtige Schritt an dieser Stelle: Machen Sie sich bewusst, dass es *essentiell* für Sie ist, dass sich diese Punkte ändern. Sie wollen Stress abbauen – oder nicht? Diese Punkte zapfen Ihnen direkt Lebensenergie ab. Sie würden niemandem erlauben, den Teller leer zu essen, den Sie sich im Restaurant gerade bestellt haben. Warum also sollten Sie es diesen fünf Punkten erlauben, Ihnen das Leben schwer zu machen?
Wenn die fünf größten Punkte im Moment zu schwierig erscheinen, um sie anzugehen, dann schwächen Sie die Übung ab: Welche fünf Stress-Faktoren gibt es, die sich leicht zu Ihren Gunsten ändern lassen? Wichtig an dieser Stelle ist es anzufangen. Zur Not mit einem kleinen Punkt, den Sie analysieren und sich klarmachen: Was brauche ich hier? Auch Mini Schritte bringen Sie bei Ihrem Projekt „Stress abbauen“ weiter.
Wenn Sie mit einem Punkt begonnen haben und dieser Punkt anfängt, sich zu ändern, dann gehen Sie zum nächsten über. Es geht um das Trainieren einer inneren Einstellung: Da gibt es etwas, das ist nicht gut für mich. Das muss weg! Das behindert mich beim Stress abbauen! Der erste Schritt, damit es sich ändert ist, dass Sie sich bewusst machen – das ist nicht gut für mich – das hat jetzt Prio 1 bis es weg ist.
Dieser Punkt kann ganz einfach und sehr banal erscheinen. Es schadet mir. Es muss weg. Wenn wir das wirklich konsequent tun würden, dann hätten wir Energie in Fülle, würden vor Lebensenergie sprühen und wüssten vor lauter Ideen gar nicht, womit wir anfangen sollten. Wenn Sie mir nicht glauben, dann bitte ich Sie inständig, es konsequent auszuprobieren – zusammen mit der inneren Einstellung: Jawohl – ich kann es ändern! Ich kann Stress abbauen – vollständig. Die Geschenke, die Sie damit aus Ihrem inneren Potential ans Tageslicht holen, werden Sie in Staunen versetzen.
Alle drei Lösungsansätze, um Stress abbauen Schritt für Schritt umzusetzen, können Sie sich selber beibringen. Es erfordert die klare Entscheidung, dass sich Dinge ändern dürfen. Es erfordert etwas Geduld und Durchhaltevermögen. Und es erfordert das Vertrauen in sich selbst, dass ich viel größere Ressourcen habe, als ich eigentlich dachte. Es liegt an Ihnen – alles, was Sie brauchen, bringen Sie mit.
Manchmal ist es hilfreich, sich auf diesem Weg unterstützen zu lassen. „Mindulness@Work“ ist z.B. ein Programm, das Ihnen hilft, die oben diskutierten Fähigkeiten zu trainieren udn gezielt das Stress abbauen in der Arbeit umzusetzen. Wenn Sie Fragen dazu haben – oder zu den oben besprochenen Themen – dann rufen Sie mich an: 089/57 86 85 83.
Viel Freude beim Ausprobieren!
Tags:Achtsamkeitsübung, Arbeitsalltag, Energie, Freude, Handlungsfreiheit, Ziele
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